Japanisch ist eine relativ einfache, mitunter aber auch tückische Sprache: In der Regel gibt es keine Pluralform und in den meisten Fällen auch keine geschlechterspezifischen Bezeichnungen. Tomodachi zum Beispiel kann “Freund”, “Freundin” oder auch “Freunde” bedeuten. Das kleine Wort shufu bedeutet “Hausfrau(en)”, oder auch “Hausmann” (bzw. Hausmänner), wobei man in diesem Fall jedoch je nach Geschlecht andere Schriftzeichen benutzt. Die beiden fu bzw fū im Wort fūfu 夫婦 (Ehepaar) stehen für “Gemahl” (erstes fū) und für “Gemahlin” (zweites fu). Shufu 主婦 ist dementsprechend die “Hausfrau”, und shufu 主夫 (in dieser Lesung kurz gesprochen) der Hausmann. Dem Wort wird oftmals ein sengyō 専業 vorgesetzt, was in etwa “Vollzeit” bedeutet.
Die Entstehung des Begriffs shufu 主夫
Eigentlich existierte bis in die 1990er hinein nur der Begriff sengyō shufu 専業主婦, also “Vollzeithausfrau”. Von diesen gab es bis in die 1980er immerhin zeitweise über 10 Millionen, was etwa 10 % der Gesamtbevölkerung entsprach. Mit anderen Worten: Kaum eine verheiratete Frau war damals berufstätig. Zu dieser Zeit begannen jedoch in den USA die Begriffe stay-at-home dad oder auch house husband die Runde zu machen: Während es früher verpönt war, als Mann den Haushalt zu schmeißen, so bekannten sich mehr und mehr Ehepaare dazu. Dafür musste man im Japanischen einen neuen Begriff finden, denn das Schriftzeichen im Wort für “Hausfrau” nimmt eindeutig Bezug auf die weibliche Hälfte. Und die Lösung war clever: Man wählte ein Zeichen mit der gleichen Aussprache, das für Ehemann steht. (Es gab durchaus Alternativen: eine Krankenschwester heißt zum Beispiel auf Japanisch kango-fu 看護婦, ein Krankenpfleger hingegen kango-shi 看護師).
Hausfrauen und -männer in der japanischen Gesellschaft
Das bedeutet jedoch noch lange nicht, dass das Konzept etabliert ist. Neue Zahlen dazu sind leider kaum vorhanden, aber im Jahr 2010 standen knapp 7 Millionen Hausfrauen in Japan gerade mal 60.000 Hausmänner entgegen – ein Verhältnis von 115:1. Das komplette Gesellschaftssystem in Japan ist darauf getrimmt, dass die Männer arbeiten, während die Frauen den Haushalt schmeißen – ob sie nun gleichzeitig noch jobben gehen oder nicht. Eine Frage seitens eines Internetnutzers auf der Yahoo! Japan-eigenen Chiebukuro-Seite (eine in Japan sehr populäre Seite, auf der man alle möglichen Fragen stellen kann, die dann von kundigen Nutzern beantwortet werden – die Qualität der Antworten ist dabei in der Regel erstaunlich hoch) ließ da einiges durchblicken. Die noch nicht mal boshafte, sondern durchaus ernst gemeinte Frage war die, was denn der Unterschied zwischen einem Hausmann und einem himo ヒモ sei. Himo ist ein abwertender Begriff, mit dem man Männer bezeichnet, die ihren Freundinnen auf der Tasche liegen. Die Antwort war dabei recht ausführlich, wartete aber mit einem weisen Endsatz auf: Bei verheirateten Paaren ist der Begriff himo unangebracht. Hausfrau oder Hausmann zu sein und so dem arbeitenden Partner „auf der Tasche liegen“ ist in Japan jedoch noch immer ein verbreiteter Gedanke.
Doch auch in Japan ist ein Trend erkennbar. Der wird unter anderem durch den ebenfalls neuen Begriff ikumen イクメン vertreten. Ikumen setzt sich aus dem iku in kyōiku (Erziehung) und ikemen (ein attraktiver Mann, –men kommt vom Englischen man) zusammen und bezeichnet einen Familienvater, der sich ausgiebig an der Erziehung der Kinder beteiligt. Und dieses Ideal setzt sich in Japan durch, ohne jegliche negative Konnotation. Auch der Trend zum Vaterschaftsurlaub ist zwar sehr neu, aber er wird immer beliebter. In dem Sinne zeichnet sich ab, dass auch der Begriff shufu weniger negativ betrachtet wird – und auch von Männern ohne Schamgefühl benutzt werden kann.
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